In nur 18 Monaten ist das wohl umfassendste Reisehandbuch für Familien entstanden. Zahlreiche Reisefamilien haben ihre persönlichen Erlebnisse beigesteuert. Und zwei KidsAway.de-Autorinnen sowie ein halbes Dutzend weiterer Frauen haben daraus ein Buch gemacht. Hier ist die Geschichte seiner Entstehung.
Es ist vollbracht! Ehrfürchtig stehe ich in der Druckerei von der großen, meterlangen Druckmaschine. Bis zu 15.000 Bögen können pro Stunde mit diesem Ungetüm bedruckt werden.
Es riecht nach Druckerfarbe. Weiter hinten stehen in einem Hochregal acht Paletten Papier: 142.000 Papierbögen lagern hier und warten darauf, durch die Druckmaschine zu sausen.
Der Druck der ersten Auflage unseres Reisehandbuchs wird 32 Stunden dauern. Das sind vier Arbeitsschichten. Und nach dem Trocknen muss es noch gebunden werden.
Ich bin hier, um sicherzustellen, dass die Farben genauso sind, wie wir es uns vorgestellt haben. Das Cover wird noch etwas heller gestellt, die Innenseiten sind perfekt. Nun kann es losgehen. Uns bleibt jetzt nichts weiter als zu warten – in zwei Wochen werden wir die fertigen Bücher in den Händen halten.
Es ist also Zeit, um endlich einmal durchzuatmen und zurückzublicken auf die vergangenen Monate: die Hektik, den Stress, die Aufgeregtheit und auch den Spaß bei der Buchproduktion.
Jenny und ich, wir erzählen euch hier abwechselnd von der Entstehungsgeschichte unseres „Reisehandbuchs für Familien“. Viel Spaß beim Lesen!
Kerstin
2008
Kerstin: Am Anfang: Unsicherheit. Und etwas Ratlosigkeit. Können wir weiterhin mit Baby schöne Reisen unternehmen oder ist das erst einmal für die nächsten zehn Jahre passé?
Denn mit der Geburt unseres Sohnes in 2008 ist unser Drang, unsere wunderbare Welt zu erkunden, nicht plötzlich versiegt. Auch wollen wir uns mit unserem Familienzuwachs nicht einigeln, sondern weiterhin ein für uns ganz normales Leben führen. Wie bisher, jetzt aber zu dritt, gemeinsam mit unserem Sohn.
Im Alltagsleben gelingt uns das recht schnell ganz gut. Aber als die erste Reise ins Ausland ansteht, kommen viele Fragen auf: Können wir einfach mit unserem Baby über die Grenze nach Österreich fahren oder brauchen wir zusätzliche Reisedokumente für den Nachwuchs? Und wie sieht es mit dem ersten Flug aus?
Also ab in den Buchladen – aber leider gibt es kein einziges deutschsprachiges Buch zum Thema. Auch im Internet finde ich (fast) nichts. Als es ernst wird mit der ersten Langstreckenflug-Reise mit Kleinkind, finde ich auf Amazon.com (USA) den CARES-Gurt – auch diesen gibt es noch nicht auf dem deutschen Markt.
Beim Abschluss meiner Reiseplanung habe ich ein ganzes Notizbuch voller wertvoller Informationen gesammelt. In mir reift eine Idee. Warum nicht diese umfangreiche Sammlung anderen reisenden Familien gebündelt und strukturiert zur Verfügung stellen, sprich: das Buch schreiben, das ich im Buchhandel nicht finden konnte?
Sommer 2010
Kerstin: Mittlerweile gibt es ein Inhaltsverzeichnis zum Buch und die ersten achtzig Seiten sind bereits geschrieben. Leider muss das Buchprojekt aber erst mal pausieren, weil ich mich die nächsten sechs Monate intensiv um private Themen kümmern muss. Als ich wieder schreiben kann, bin ich mit meinem zweiten Kind schwanger. Ich realisiere, dass dieses Buch unmöglich noch vor der Geburt meiner Tochter fertiggestellt werden kann.
Januar 2011: die Geburtsstunde von Kidsaway.de
Kerstin: Eigentlich sollte es eine Internetseite zum Buch geben – nun mache ich es eben andersherum! Damit die vielfältigen gesammelten Informationen nicht in der dunklen Schublade verschwinden, beginne ich, unter www.kidsaway.de einen Reiseblog für Familien zu schreiben. Das Buchprojekt muss warten.
Jenny: Unsere Kinder sind fünf und zwei Jahre alt, als wir mit ihnen Anfang 2011 unseren Traum verwirklichen: zwei Monate Auszeit in Neuseeland. Während der monatelangen Reisevorbereitungen fiel mir vor allem eines auf: Es gibt kaum Informationen für Eltern, die mit ihren Kindern nach Neuseeland reisen wollen. Logischer Schluss: Wir starten einen Familienreiseblog über Neuseeland, die Webseite Weltwunderer.de wird geboren.
Nach unserer Rückkehr blogge ich weiter und stoße dabei auf KidsAway.de. Wie spannend, hier schreibt noch jemand über das Reisen mit Kindern – und hat Interesse an einem Reisebericht von uns! Kerstin ist von meinem Beitrag so angetan, dass sie mich als freie Mitarbeiterin anheuert. Von nun an bin ich nicht mehr nur Lektorin und Texterin, sondern schreibe wöchentlich über das Reisen mit Kindern.
Herbst 2013
Jenny: Das Thema Neuseeland bleibt für uns natürlich aktuell. Der Weltwunderer-Blog läuft erfolgreich weiter und bringt mir meinen ersten Buchvertrag ein: Ich darf einen Ratgeber über Wohnmobil-Reisen in Neuseeland schreiben. Kurz nachdem ich mein Manuskript abgegeben habe, eröffnet mir Kerstin am Telefon, sie habe ebenfalls gerade ihr Buch fertiggeschrieben: „Fliegen mit Baby und Kleinkind„. Nun sind wir also beide Buchautorinnen.
Kerstin: 240 Seiten nur zum Thema Fliegen? Ja, und das ist schon die gekürzte Fassung. Unglaublich. Offenbar gibt es viel Wissenswertes zum Thema. Der Fliegen-Ratgeber für Familien verkauft sich gut, ebenso Jennys Buch. Auf KidsAway.de gibt es mittlerweile zu (fast) jedem Familien-Reisethema Informationen. Und die Besucherzahlen wachsen stetig. Ende 2013 eröffnen wir ein Reiseforum für Familien, wo sich Eltern zu allen Fragen des Reisens mit Baby und Kind austauschen.
Die Weiterentwicklung und Pflege von KidsAway.de beansprucht inzwischen den Hauptteil meiner Arbeitszeit. Ich ahne, dass ich allein wohl niemals „mein Buch“ fertigstellen werde. Ich brauche Unterstützung.
Mittlerweile hat Jenny für KidsAway.de unzählige profund recherchierte Artikel verfasst. Unsere Zusammenarbeit macht viel Spaß und klappt gut. Im Oktober frage ich Jenny zum ersten Mal, ob sie Interesse hat, zusammen mit mir ein Reisehandbuch für Familien zu schreiben. Ein umfassendes Nachschlagewerk soll es werden, sozusagen die „Reisebibel“ für Familien.
Jenny: Kerstin beeindruckt mich. Sie hat kaum ihr erstes Buch veröffentlicht, da will sie gleich das nächste in Angriff nehmen. Da ich von uns beiden die „Schreiberin“ bin, soll ich die Tipperei übernehmen – Kerstin ist die Planerin mit dem Gesamtüberblick und überrascht mich gleich mit einer ellenlangen Liste von Themen, die alle in das Buch reinsollen. Puh, das wird viel Arbeit – aber das schaffen wir!
… denke ich, während mein runder Bauch mir eigentlich etwas anderes sagt: Ich bin nämlich (wieder mal) schwanger. Im nächsten Frühjahr werden wir zu fünft sein.
Kerstin: Jenny sagt zu! – Und schon besprechen wir das Inhaltsverzeichnis und die grobe Buchstruktur. Das Handbuch soll sachlich gehalten sein und über einen hohen Informationswert verfügen. Nichtsdestotrotz soll es kein Zwei-Personen-Werk werden: Wir wollen auch andere reisende Eltern zu Wort kommen lassen. Also werden fleißig Zitate und kurze Erfahrungsberichte zusammengetragen.
Aber da ist ja auch noch unser lang geplantes Familien-Reiseprojekt: Im Oktober fliege ich mit meiner Familie – unsere Kinder sind jetzt ein und vier Jahre alt – nach Hawaii und verschlafe dort direkt in zweiter Strandreihe eine Tsunamiwarnung. Auch in eine Halloween-Party mit unheimlich gruselig verkleideten Amerikanern stolpern wir geradezu hinein. Dann geht es per Schiff quer über den Pazifik bis nach Australien. Mit Wohnmobil und Auto erkunden wir nun mehrere Monate Australien und Neuseeland. Weihnachten und Silvester hüten wir das Haus für eine nette australische Familie. Nach einem letzten Stop-over in Singapur sind wir im April 2014 wieder zurück in Deutschland, bepackt mit vielen Reiseeindrücken, nützlichen Tipps und Ideen. Jetzt geht es richtig los mit unserem Buchprojekt!
April 2014
Jenny: Wo ist die Zeit hingeflogen? Das Inhaltsverzeichnis steht, aber sonst noch nicht allzu viel. Aber jetzt bin ich ja in Elternzeit, das Baby schläft brav den ganzen Tag und ich kann mich den ersten Buchkapiteln widmen. Eine Seite nach der anderen werfe ich aus, Kerstin kommt mit dem Lesen gar nicht hinterher – sie muss ja auch gleichzeitig mit der Grafikerin ein Layout entwickeln, Marketingpartner finden und nebenbei (so scheint es mir…) ständig verreisen.
Kerstin: Das Layout steht, nun geht es ans Eingemachte. Unzählige Male geht das Manuskript per E-Mail und per Post hin und her (und manchmal geht es dabei auch verloren …). Ganze Passagen schieben wir hin und her, gliedern sie in neue Hauptkapitel oder streichen sie komplett. Die Packlisten zum Beispiel, die in den Kapiteln zu finden waren, wandern schließlich in ein eigenes, übersichtliches Kapitel am Ende des Buches. Das Kapitel „Urlaubsideen“ kommt hinzu.
Und nicht selten diskutieren wir hitzig (aber immer sachlich!) über Inhalte und Formulierungen. Gerade diese Diskussionen, unser geballtes gemeinsames Know-how sowie das Input von vielen Reisefamilien sollen unser Reisehandbuch zu einem veritablen Nachschlagewerk machen.
Wir könnten tausend Seiten füllen – das Thema Reisen mit Kindern ist einfach zu breit -, aber wir versuchen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Randthemen wie „Reisen per Fernbus“ werden nur kurz erwähnt und mit einem Verweis auf ausführlichere Informationen auf KidsAway.de versehen.
Sommer 2014
Jenny: Wie blöd war ich eigentlich, während meiner Elternzeit ein Buch schreiben zu wollen? Meine kleine Tochter wächst und gedeiht – und hat gar keine Lust mehr, den ganzen Tag zu schlafen. Und die beiden großen Geschwister wollen auch ihre Mama … Ich sitze also mit dem Laptop auf dem Spielplatz, im Garten und im Sommerurlaub am Ostseestrand. Aber so ganz langsam, Zeile für Zeile, wird das Manuskript tatsächlich immer länger …
Kerstin: Der Text steht (fast), nun geht es an die Gestaltung. Bunt soll es werden! Wir benötigen zu jedem Thema ansprechende Fotos. Wir durchforsten beide unsere Fotoarchive, aber schnell wird klar, dass das nicht genügen wird. Warum denn nicht auch hier unsere Leser um Hilfe bitten? Im September loben wir kurzerhand einen Fotowettbewerb aus. Die Gewinnerfotos jeder Kategorie bekommen einen sicheren Platz im Reisehandbuch, dazu verlosen wir viele attraktive Preise.
An dieser Stelle danken wir nochmals allen Eltern, die am Fotowettbewerb teilgenommen haben. Mehr als 300 Fotos haben es in das Buch geschafft – auch viele zweit- und drittplatzierte. Eure Fotos machen das „Reisehandbuch für Familien“ noch bunter und lesenswerter!
Herbst 2014
Jenny: Das Manuskript steht! Aber die Korrekturen machen mich wahnsinnig. Wie kann das sein, dass man auch nach dem dritten Drüberlesen einen Fehler nicht gesehen hat? Wieso fällt uns erst nach fünf Durchgängen auf, dass wir in das Elternzeit-Kapitel einen blöden Denkfehler eingebaut haben? Unser großes Glück ist Frauke Manninga – die gleichzeitig Lektorin und Inhaberin einer Weltreise-Agentur für Familien ist. Selbst im Tauchurlaub auf La Palma findet ihr prüfender Blick viele unentdeckte Fehler und inhaltliche Schwachstellen.
Dezember 2014
Kerstin: Unser Plan ist es, im Januar 2015 in den Druck zu gehen. Dann könnten wir das neue Buch im März 2015 auf der Leipziger Buchmesse präsentieren. Aber Anfang Dezember müssen wir uns eingestehen: Wir werden unseren Zeitplan nicht halten können. Bindehautentzündungen, dicke Infekte und schnöde Erkältungen machen uns das Arbeiten schwer – bei insgesamt fünf Kindern eigentlich absehbar. Wir schicken uns kiloweise Orangen zu und spornen uns gegenseitig an: Weitermachen, nicht mehr lange!
Irgendwie schaffen wir es, im Dezember das Manuskript an das Setzerbüro zu übergeben. Alles, mit Ausnahme des Schlagwortverzeichnisses, steht. Jetzt gilt es, (un-)geduldig abzuwarten.
Januar 2015 – Wollen wir nicht fertig werden?
Jenny: Dass sich ein Schlagwortverzeichnis für so ein umfangreiches Buch mit zig Themen nicht in ein paar Stunden anlegen lässt, hätte ich irgendwie wissen müssen. Tatsächlich braucht es Tage, nein: Wochen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt vor 2 Uhr morgens ins Bett gegangen bin …
Kerstin: Wir sind wohl einfach zu perfektionistisch. Das Layout ist großartig, aber eben auch sehr komplex. Wir treiben nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Familien und gute Freunde fast in den Wahnsinn. Die wie vielte Korrekturrunde haben wir jetzt? Eigentlich sollte das Buch schon lange fertig sein. Aussagen wie „Wir sind jetzt in der Endphase“ oder “ Das ist jetzt wirklich die allerletzte Korrekturrunde“ werden von unseren Männern nur noch milde belächelt – teils aus Höflichkeit, teils wohl auch aus Verzweiflung.
Ein ruhiger Fels in der Brandung ist Dani Hornung, unsere Art Directorin. Unglaublich, auch nach der x-ten Korrekturrunde ist sie noch gut gelaunt. Mir wird mal wieder bewusst, wie viel Glück wir bei diesem Projekt haben: In den letzten 18 Monaten haben wir intensiv diskutiert, konstruktiv gestritten, viel gelacht, auch mal (fast) geweint, aber dabei immer die gute Stimmung bewahrt. Wir sind alle vom gleichen Geist getragen: Das Reisehandbuch soll richtig gut werden, inhaltlich und layouttechnisch.
Mai 2015
Kerstin: „Version VI“ vom Setzerbüro – so heißt unsere Endversion. Ja, wirklich. Unsere Familien nicken still und andächtig. Unsere Kinder bitten uns, kein Buch mehr zu schreiben. Halleluja! Endlich ist der Spuk vorbei.
Drei Monate später als geplant geht das Reisehandbuch in den Druck.
Juni 2015
Das „Reisehandbuch für Familien“ soll in den Verkauf gehen. Wir alle freuen uns schon sehr auf diesen großen Tag. Wenn nichts mehr schief geht, wird es am Freitag, den 19. Juni 2015 in den Buchhandlungen liegen und natürlich auch bei den Onlinehändlern erhältlich sein.
Tipp! Reisehandbuch jetzt vorbestellen
Ihr könnt das „Reisehandbuch für Familien“ bereits jetzt im Buchladen um die Ecke oder im Internet bei Amazon.de vorbestellen. Dann seid ihr die ersten, die es frisch gedruckt in den Händen halten! (Und dieser Termin wird nicht mehr verschoben, versprochen!)
Danke, danke, danke!
So viele Menschen haben dazu beigetragen, dass das „Reisehandbuch für Familien“ eine wunderbar runde Sache geworden ist!
Allen voran danken wir unseren Familien (insbesondere den Ehemännern) und Freunden, die uns in den „heißen Phasen“ (und davon gab es viele) den Rücken freigehalten haben.
Auch danken wir den zahlreichen reisenden Eltern, die unser Buch mit Zitaten und kleinen Erfahrungsberichten ergänzt haben. Besonderer Dank geht an alle, die uns ihre tollen privaten Urlaubsfotos im Rahmen unseres Fotowettbewerbs für die Veröffentlichung im Buch zur Verfügung gestellt haben. Christine Starmann von Kids-on-cruise.de hat uns bei der Erstellung des Kapitels über Kreuzfahrten mit Kind als Expertin hilfreich zur Seite gestanden – auch an sie geht ein großes Dankeschön.
Weiterer, inniger Dank gebührt: unserer Art Directorin Dani Hornung von feb-factory für das tolle Design und die Projektleitung, Isolde Kommer und Tilly Mersin für ihre Geduld und Akribie beim Satz, Frauke Manninga für das hervorragende Lektorat und die vielfältigen zusätzlichen inhaltlichen Eingaben, den Anzeigenverkaufsprofis Silke Schuster-Hoffmann und Marion Theus sowie schließlich Boris Boxan und Team (von der Druckerei Boxan) für seine Engelsgeduld und sein Verständnis auch für sehr kurzfristige Terminverschiebungen.